Die Rosen blühen, es ist geradezu eine Explosion an Farben und Düften! Und gleichzeitig deckt sich der Holunder mit weißen Blütendolden ein.

Meine Großmutter sagte immer, man müsse den Hut ziehen, wenn man an einem Holunderbusch vorbeikomme, weil er ein so nützliches Geschöpf sei: Aus seinen Blüten kann man spritzigen Holundersekt machen oder Hollerküchlein, aus den Beeren vitaminreichen Saft oder leckere Marmelade, aus der Rinde eine schmerzlindernde Salbe.

Holdersaft

Als Kinder tranken wir im oberschwäbischen Dorf nur Hahnenwasser, aber einmal im Jahr hat meine Mutter Holdersaft gemacht. Ein Fest für uns!

Da ich schon in der Schule schlechte Noten fürs Schönschreiben bekam – ein Lehrer hat mal allen Ernstes behauptet, ich hätte eine Schrift wie ein Apotheker! – hier nochmal das Rezept in lesbarer Form:

Man pflücke 10 bis 15 Holunderblütendolden (möglichst ohne Blattläuse).

Dann fülle man einen Eimer mit 10 Litern Wasser, füge 1 Kilo Zucker hinzu, drei Biozitronen in Schreiben geschnitten und einen Viertel Liter Essig. Da hinein kommen die gut gewaschenen Holunderblütendolden.

Danach lasse man das Ganze drei Tage abgedeckt an einem kühlen Ort stehen. Damit der Zucker sich gut auflöst, immer wieder rühren, aber Achtung! Der Kochlöffel zum Rühren darf nicht fettig sein. Sobald Fett dran kommt, kippt der Saft um. Nach drei Tagen in Flaschen abfüllen, die man kühl stellt. Wenn man ihn lange genug stehen lässt, fängt der Saft an zu gären und wird zu Holundersekt, daher den Flaschendeckel nicht fest zudrehen! Bei uns hat er früher nie so lange gehalten. Wir waren 7 Kinder und haben die 10 Liter in wenigen Tagen weggeputzt.

Am besten verdünnt man den Saft mit ein wenig Mineralwasser. Dann prickelt er wie Sekt. Na dann Prost!

Wer möchte, kann dazu die passende Musik hören, denn der Volksmund hat dem Holunder ein Lied gewidmet. Das schwäbische Volkslied „Rosestock, Holderblüh“ wurde von Friedrich Silcher 1837 zum ersten Mal gedruckt und verbreitet. Hier der Text zum Mitsingen.

Rosestock, Holderblüh

Rosestock, Holderblüh,
wenn i mein Dirnderl sieh,
lacht mir vor lauter Freud
’s Herzerl im Leib.
Tralala, tralala, tralala, tralaralala,
tralala, tralala, tralalala.

G’sichterl wie Milch und Blut,
’s Dirnderl ist gar so gut,
um und um dockerl nett,
wenn i’s no hätt‘!
Tralala, tralala, tralala, tralaralala,
tralala, tralala, tralalala.

Armerl so kugelrund,
Lippe so frisch und gesund,
Füßerl so hurtig geschwind,
tanzt wie der Wind.
Tralala, tralala, tralala, tralaralala,
tralala, tralala, tralalala.

Wenn i ins dunkelblau,
funkelhell Äugerl schau,
mein i, i seh in mei
Himmelreich ’nei.
Tralala, tralala, tralala, tralaralala,
tralala, tralala, tralalala.

So kann’s i nimmer tragen,
i muß dem Pfarrer sagen,
so halt i’s nimmer aus,
i führ mir’s z’Haus.
Tralala, tralala, tralala, tralaralala,
tralala, tralala, tralalala.