Die Becherjungfer

Diese Jungfer ist männlich, jedenfalls die azurblaue Variante. Momentan schwärmen Hunderte von ihnen durch unseren Garten.

Der lateinische Name der Becherjungfer ist Enallagma cyathigerum, sie gehört zu den Kleinlibellen und innerhalb dieser Unterordnung zur Familie der Schlanklibellen. Diese sind – wie der Name schon sagt – sehr dünn, ihre Flügel sind in etwa gleich lang und können im Ruhezustand zusammengelegt werden, was bei den Großlibellen nicht geht. Die Augen sind deutlich getrennt. Warum diese Libelle trotz der schönen azurblauen Farbe nicht Azurjungfer (ebenfalls eine häufige Libellenart), sondern Becherjungfer heißt, sieht man auf dem folgenden Foto: Sie trägt eine becherartige Zeichnung auf dem zweiten Hinterleibssegment.

Die Weibchen sind elegant weiß-grün gezeichnet.

Vorne ein Weibchen. Das Männchen schnuppert schon mal.

Die Becher-Jungfern schlüpfen zwischen April und September. Das, was wir als Libelle bezeichnen, ist die Imago, das ausgewachsene Tier. Es entwickelt sich aus der Larve, diese schlüpft aus dem Ei. Die Imago lebt etwa 4 Wochen und vertilgt in dieser Zeit jede Menge Kleininsekten. Manchmal stiehlt sie diese sogar aus Spinnennetzen, ohne die Netze zu berühren.

In unserem Garten finden die jungen Tiere offenbar genug zu fressen.

Spektakulär ist die Paarung der Libellen, das sogenannte Paarungsrad. Wenn das Weibchen paarungsbereit zum Wasser fliegt, warten die Männchen schon. Sie kann durchaus von mehreren Männchen begattet werden, bis schließlich einer es schafft, sie zu schnappen und mit ihr das Paarungsrad zu bilden. Sein Penis hat spezielle Räumwerkzeuge, mit denen er zunächst mal eventuell vorhandenes Sperma anderer Männchen entfernt. Dann vergnügen sie sich bis zu einer Stunde.

(Foto von: Loz (L. B. Tettenborn) / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0))

Er übt schon mal!

Auch anschließend geht es spektakulär weiter: Männchen und Weibchen lassen sich nicht los, sondern fliegen gemeinsam ans Wasser, wo das Weibchen ihre Eier auf Wasserpflanzen ablegt. Dabei taucht sie oft komplett unter. Sie kann bis zu 90 Minuten unter Wasser bleiben, länger als jede andere Libelle! Wenn sie wieder hochkommt, wartet schon das Männchen, hilft ihr aus dem Wasser, und weiter geht der Hochzeitsflug.

Aus den abgelegten Eiern schlüpfen nach zwei bis drei Wochen die Larven. Diese überwintern im Wasser und häuten sich im Lauf eines Jahres etwa zehnmal, bevor dann im späten Frühling die Imagines schlüpfen und die nächste Generation Becherjungfern unseren Garten bevölkert.

Und zum Schluss noch eine gute Nachricht: Im Gegensatz zu vielen anderen Libellenarten zählt die Becherjungfer nicht zu den gefährdeten Arten. Noch nicht!

Für diejenigen, die sich für diese faszinierenden Tiere näher interessieren, hier ein Link zur fantastischen Internetseite von Andreas Thomas Hein: