Christus am Wege I

Auf der Insel Reichenau sieht man am Wegrand immer wieder Kreuzesdarstellungen. Es sind keine schmiedeeisernen Kreuze, wie man sie in Oberschwaben oder Bayern findet, das Kreuz selber ist immer in Stein gehauen, der Corpus Christi aus Metall. Dennoch gibt es Unterschiede, was Stifter, Gestaltung und Inschriften anbelangt. Und manchmal stecken auch tragische Geschichten dahinter. Ich werde in mehreren Beiträgen über die verschiedenen Feldkreuze berichten.

Fährt man über den Inseldamm, dann empfängt einen gleich nach der Ruine Schopflen, dort, wo man wieder festen Boden unter den Rädern hat, das erste Wegkreuz. Allerdings rasen die meisten daran vorbei und nehmen es gar nicht wahr. Es steht linker Hand, umrahmt von vier Zypressen.

Der Kreuzesstamm aus Sandstein steht auf drei Sockeln, die jeweils eine Marmorplatte mit einer Inschrift tragen.

Auf dem obersten ist unter einem Ornament, das an romanische Bögen erinnert, eine Krone dargestellt. Passend dazu die Inschrift aus der Bibel: Wer ausharret bis ans Ende erhält die Krone des ewigen Lebens.

Darunter heißt es: Jesus sprach zu seinen Jüngern wenn jemand mir nachfolgen will, verleugne sich selbst nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.

Und schließlich ganz unten: Zur Ehre Gottes und zum Heil der Menschen geweiht 1868 erneuert 2005 gestiftet von Steinmetz-Betrieb Schreiner.

Auf ihrer Internetseite schreibt die Firma Schreiner aus Allensbach dazu: „Das Feldkreuz am Ende des Inseldamms zur Reichenau, das dort seit 1868 gestanden hatte, war völlig verwittert und rissig. Am Anfang der Weltkulturerbe-Insel ein solches Kreuz ist einfach nicht schön, dachten wir uns. Wir nahmen die Formen des verwitterten Feldkreuzes ab und fertigten ein neues aus deutschem Quarzsandstein in derselben Größe und Form an. Auch die Ornamentik und Inschrift hatten wir übernommen.“

Den Steinmetzen Lob für ihre Arbeit und Dank für die Mühe!

Von hinten sieht man schön die sternförmigen Ornamente der Kreuzesarme

Nur der metallene Christus ist inzwischen ziemlich vom Rost angenagt.

Ganz anders bei diesem Wegkreuz in Niederzell:

Hier strahlt der vergoldete Christus in der Morgensonne mit den Blumen um die Wette. Kein Wunder, dieses Kreuz befindet sich in Niederzell im Garten von Anna Wagner, der Dschungelkönigin. Sie und ihre Familie kümmern sich liebevoll darum, ja, ihre Tochter musste sie davon abhalten, noch mehr Blumen zu pflanzen, weil man sonst die Inschrift nicht mehr gesehen hätte.

Auch bei diesem Bildstock steht das Kruzifix auf mehreren Sockeln, allerdings aus rotem Sandstein. Die Kreuzesarme enden in einer Kleeblattform.

Über der Jahreszahl 1898 wurde kein Bibelvers eingraviert, sondern ein Gebet: Dein Kreuz, o Jesu schütze mich, Vor allem Bösen gnädiglich, Ach lass dein Blut und deine Pein An mir doch nicht verloren sein.

Auf der Rückseite des Sockels haben sich die Stifter verewigt: Familie Joh. Baptist Müller.

Das Stifterehepaar Müller ist in den 1950er Jahren kinderlos verstorben. Ob das Kreuz vielleicht ein Versuch war, dieses Schicksal abzuwenden?