Christus am Wege II

Bei der Kirche Sankt Georg steht ein Kreuz an der Kreuzung. Dort, wo die Abt-Hatto-Straße von der Pirminstraße abzweigt, wurde ein Kruzifix aus rotem Sandstein aufgestellt.

Das eigentliche Kreuz ist schlicht gehalten, die Kreuzesarme laufen spitz zu. Das Kruzifix ist nach Osten ausgerichtet, so wie die nahe Kirche. „Ex oriente lux“ – aus dem Osten kommt das Licht, kommt Christus.

Der Corpus ist aus Gusseisen, das offenbar lackiert wurde, denn es zeigt keine Roststellen. Christus ist als athletischer Mann mit Bart und langen Haaren dargestellt. Der Kopf ist nach rechts geneigt, er trägt eine Dornenkrone.

Auf dem treppenartigen Unterbau wiederholt sich das Kreuz als Ornament, und die Inschrift IHS mit einem weiteren Kreuz über dem H-Querbalken weist ebenfalls auf Jesus hin: Das sogenannte Christusmonogramm leitet sich von den ersten drei Buchstaben des Namens „Jesus“ im Griechischen ab.

Darunter befindet sich eine Art Edikola mit Palmettenornament, die die Inschrift trägt: „Nicht Holz und Stein beten wir an, sondern den, der starb daran.“

Ganz unten steht die Jahreszahl 1895.

Ebenfalls an einer Kreuzung steht das folgende Kreuz, auf halber Strecke zwischen Mittelzell und Niederzell. Es ist ein echtes Feldkreuz, denn die Straße, die von der Abt-Berno-Straße nach Süden abbiegt, ist ein geteerter Feldweg ohne Namen. Auch dieses Kruzifix ist exakt nach Osten ausgerichtet. Es wurde von der Niederzeller Familie Spicker gestiftet.

Das eigentliche Kreuz aus grauem Sandstein steht auf einem Sockel aus rotem Sandstein. Die Inschrift ist von einem gotisierenden Ornament eingefasst. Sie lautet: „Was will das Kreuz Das an dem Wege steht? Es will dem Wanderer, Der vorübergeht, Das süße Wort Der Hoffnung sagen. Das Kreuz wird dich Zum Himmel tragen.“ Allerdings hat sich ein Fehler eingeschlichen: Bei „wird“ fehlt das d.

Dieses Wegkreuz ist von allen auf der Insel das am meisten verwitterte. Moose bedecken die Flächen, und der Sandstein ist an vielen Stellen schon weggebröselt. So ist die Jahreszahl auf dem Sockel kaum noch zu lesen: 1868.



Das Kreuz selbst ist kunstvoll gestaltet, mit ankerförmigen Enden und quadratischer Verbindung der Arme. Eine Überraschung bietet der Corpus Christi: Er ist ein Zwilling des Oberzeller Christus, nur leuchtet er vergoldet in der Morgensonne.

Offenbar hat dieser Christus den Oberzeller Stiftern so gut gefallen, dass sie ihn fast 30 Jahre später mit derselben Gußform noch einmal herstellen ließen.