An der Ecke Seestraße/Landgasse steht ebenfalls ein Kruzifix. Der breite Kreuzesstamm aus grauem Sandstein entwächst einem Sockel, auf dem der Abendmahlskelch abgebildet ist. Darunter befindet sich ein weiterer Sockel mit einer Inschriftenplatte. Er ruht auf zwei Treppenstufen.
Den Hintergrund für das Kreuz bildet ein Nadelgehölz, rechts und links daneben stehen zwei schön bepflanzte Tontöpfe. Als ich die Aufnahme gemacht habe, fielen Sonnenstrahlen durch die angrenzenden Bäume, sodass Christus hier in einem fast mystischen Licht erscheint.
Kelch und Kreuz sind aus einem Steinblock gehauen, der einen starken Längsriss aufweist.
Der Sockel mit der Inschrift scheint aus hellerem Material zu sein, aber er bildet eine Einheit mit der dunkleren Basis, ist also wohl einfach gereinigt worden. Auf der Marmorplatte steht: „Meine Hoffnung ist gebaut auf des Herrn Worte. Ich lebe und ihr sollt auch leben. Gelobt sei Jesus Christus!“ Die Worte Jesu stammen aus dem Johannesevangelium (Joh 14/19).
Die Kreuzesarme tragen Blumenornamente. Der Corpus zeigt den toten Christus als sehr realistische Figur. Man erkennt deutlich die Muskeln und den Rippenbogen. Ein Detail ist allerdings ungewöhnlich: Der Verstorbene hat die Finger nicht gekrümmt, sondern beide Hände zeigen den Segensgestus mit ausgestrecktem Mittel- und Zeigefinger.
Kreuz mit Aussicht
Das höchste Kreuz der Reichenau steht auf der Hochwart. Die Insel liegt etwa 400m über dem Meeresspiegel, die Hochwart auf 440m. Ein Kreuz mit Aussicht!
Wie alle Wegkreuze auf der Insel ist auch dieses aus Sandstein gehauen, von denen mehrere Blöcke übereinander getürmt wurden. Der Grundriss ist quadratisch. Im zweiten Geschoss steht die Inschrift: „Am Fuße des Kreuzes ist die Quelle des Lebens.“ Eine weitere Inschrift gibt es nicht.
Darüber ist auf allen vier Seiten ein romanisierender Dreipassbogen in den Stein gehauen, der in ein Achteck mit rechteckigen Vertiefungen übergeht. Waren sie für Inschriften oder Bilder gedacht?
Über dem darüberliegenden Dächlein erhebt sich ein Block, auf dem ein Kelch dargestellt ist, und darüber steht das Kreuz. Der Kreuzstamm und die Arme sind an den Ecken so stark abgeschrägt, dass ein achteckiger Grundriss entsteht.
Dieses Feldkreuz hat keinen Corpus. Offenbar genügte hier das Kreuz als Symbol für das Heil.