Wenn der Nebel die Welt grau macht und man das andere Ufer nicht mehr sehen kann, dann hilft manchmal eine kleine Flucht. Muss nicht weit sein, Hegau genügt.
Über Engen und Stetten geht es auf eine Hochebene, wo die Sonne scheint. Wieder sind wir in ein Skigebiet gefahren, wo man im Winter Langlauf machen kann.
Über der Ebene erhebt sich ein bewaldeter Berg, der Neuhewen. Er ist mit 867 m der höchste Berg des Hegaus. Dort gibt es einen wunderbaren Wanderweg, teils am Waldrand entlang, teils durch den Wald: den Stettener Schlössle-Rundweg.
Vom Waldrand aus hat man einen traumhaften Blick auf die anderen Hegauberge und die Alpen: den Hohenhewen rechts, in der Mitte der Säntis, links der kleine Kegel des Mägdebergs. Dazwischen: Der Bodensee im Nebel.
Wenn man in den Wald eintaucht, hat man immer wieder Durchblicke auf die sonnigen Wiesen.
An einer Lichtung wurden Bäume gefällt, es duftet wunderbar nach Harz.
Die Sonne bescheint auch die Waldwege.
Wie auf all den ehemaligen Hegauvulkanen gibt es auch hier eine Burg, die Burg Neuhewen. Sie wurde im 13. Jh. von den Herren von Hewen errichtet und ging im Laufe ihrer Geschichte durch viele Hände. Im 30jährigen Krieg wurde sie zerstört und im 19. Jh. zur Gewinnung von Baumaterial ausgeschlachtet. Die Ruine wurde im 18. Jh. fürstenbergisch und ist es bis heute geblieben.
Zurück auf der Hochebene. Hier stehen drei Windräder, die man an klaren Tagen sogar von uns aus sehen kann. Da sie aus der Ferne aussehen wie drei Kreuze, nenne ich sie Golgatha. Das hat aber nichts mit meiner Einstellung zur Windkraft zu tun, ich bin sehr dafür. Eher spielt hier meine kunstgeschichtliche Vorbildung eine Rolle, denn oft sieht man auf Renaissancegemälden in der Ferne die drei Kreuze von Golgatha, so wie unten auf dem Gemälde der Grablegung des Malers Raffael (1507).
Aber nicht weit von den Windrädern steht auch hier ein Kreuz, ein steinernes Wegkreuz, wie man sie auch auf der Reichenau findet.
Für den Rückweg wählen wir den Weg über Land, durch Orte mit so schönen alemannischen Namen wie Leipferdingen, Watterdingen und Anselfingen, und genießen dabei immer wieder neue Blickwinkel auf den Hegau und in die Alpen.
Eine Überraschung gibt es noch in Leipferdingen. Das Dorf besaß schon seit der Zeit der Karolinger eine Pfarrkirche. Die heutige Kirche stammt von 1111 und hat eine hochinteressante Geschichte und Ausstattung. Doch die sind einen eigenen Artikel wert.
Schließlich kommen wir bei Singen am Hohentwiel wieder auf die Autobahn, die uns nach Hause führt.
Inzwischen hat die Sonne den Nebel auch am See vertrieben, jedenfalls fast.
Nebel und Sonne bescheren uns noch eine zauberhafte Abendstimmung in der Bucht.