Wie überall in diesem Jahr war es auch auf der Insel nichts mit der offiziellen Fasnacht. Aber die Narren des Vereins Grundel wären keine Reichenauer, wenn sie damit nicht kreativ umgehen würden! Es wurden Videos gedreht und auf Youtube gestellt, die Christbäume der Insulaner wurden kurzerhand zu Narrenbäumen umdekoriert, und viele närrische Reichenauer schmückten ihre Häuser fasnachtlich.
An vielen Orten wehte die Grundelefahne.
Das Rathaus war verschlossen, doch auf der Tür prangte ein Anschlag mit einer schwerwiegenden Information.
Im Reichenauer Rathaus war am Schmotzige Dunschtig eine neue, hochansteckende Virusmutation entdeckt worden!
Die Narren griffen sogar in den Wahlkampf ein. Ho Narro, Frau Kandidatin!
Ein närrischer Zimmermann an der Zimmerei Blum (mit Maske!):
Müde Närrin, aber wovon? Vom Schneeschippen? Vom Eishockey? Oder doch von der Fasnacht?
Anstatt die Kassiere (siehe K wie Kassier) loszuschicken, um den Vereinsbeitrag auf der Insel einzutreiben, wurden im Vorfeld Päckle verkauft mit der Aufschrift: Hergetefürdehom.
Was das heißt? Die Hergete ist die Ergat, der große Dorfplatz in Mittelzell, normalerweise zentraler Treffpunkt der Reichenauer Fasnacht, mit Glühweinständen, Wurstbuden und Karussell. Und dieses Jahr? Sah sie an Fasnacht so aus:
Und so gab es eben das Päckle, um Fasnacht dehom, daheim zu feiern. Was drin war? Fasnachtslebenswichtige Dinge wie Narrenzeitung, Gummibärle, Luftballons, Lösle für die Grundeleverlosung, Grundelelied, etc. etc.
Für Fasnachtssonntag konnte man sogar die „Hergetefürdehom-Menübox“ mit Wurst zum Selberbraten und Glühweinmischung bestellen.
Und für die Kinder wurde analog zum Gundelerennen das Grundelerennen organisiert: Auf der ganzen Insel waren Stationen aufgebaut, an denen man auf eigene Faust individuell Fasnacht erleben konnte. Hier ein paar Beispiele.
Der Fanfarenzug hatte an der Ergat eine ganz spezielle Musikbox aufgestellt. Auf Knopfdruck konnte man eines der vielen Fasnachtsstücke des FZ anhören.
Am Zaun um die Linde durfte jeder närrische Reichenauer Bilder von früheren Fasnachtsevents „posten“, also ganz analog hinhängen.
In Niederzell musste man raten, wie weit zwei Nägel am (Mini)Narrenbaum auseinander waren. Hauptgewinn: Der Baum.
Bei der Fischergruppe konnte man sich zwischen Netzen und Fasnachtsbändeln als Fischer knipsen…
… oder messen, wie groß man im Vergleich zum größten Bodenseefisch, dem Wels, war.
Besonders hübsch fand ich das Karussell im Gänslehorn. Am Eingang zu einem Schuppen stand an der Tür neben den Corona-Hygienevorschriften: „Aufgepasst, die Fahrt geht los. Einsteigen, sitzen bleiben, nicht klettern, nicht toben, sich einen Moment wie im Karussell fühlen!“
Wenn man dann gespannt um die Ecke bog, bot sich folgender Anblick:
Als Kind hätte ich mir bestimmt den Fisch ausgesucht! Oder doch ein Pferdchen? Wer weiß. Auf jeden Fall hätte ich die Augen zugemacht und mich wirklich wie im Karussell gefühlt!