Von Peter Rosegger stammt die wunderbare Weihnachtsgeschichte „Als ich Christtagsfreude holen ging“. Bei ihm ging es um Rinderschmalz und Semmelmehl, aber für mich besteht die Christtagsfreude aus einem schön geschmückten Christbaum (möglichst mit einem Berg Geschenken darunter) und der Krippe. So hole ich jedes Jahr meine Kartons mit altem und neuem Weihnachtsschmuck und den Krippenfiguren, die ich von meinem Vater geerbt habe, unter dem Bett hervor und verbringe einen ganzen Tag damit, alles weihnachtlich herzurichten.
Als Christbaum auf dem Balkon nehme ich gerne eine Blaufichte aus dem Reichenauer Christbaumwald, aber die sind mir für drinnen zu stachlig. Da muss es eine Nordmanntanne sein. Mein Christbaumschmuck besteht aus Naturmaterialien (Stroh, Tannenzapfen) oder aus Glas. Im Laufe der Zeit habe ich viele wertvolle Kugeln und Glastiere gesammelt. Den einzigen Kompromiss stellen die Lichter dar. Wegen der Katzen verzichten wir auf echte Kerzen und hängen Lichterketten auf. Aber auch die geben ein schönes Licht.
Am Weihnachtsmorgen war es dann aber die Sonne, die alles beleuchtete.
Die mundgeblasenen Kugeln aus dem Erzgebirge mit Glasfäden im Inneren leuchteten in allen Regenbogenfarben.
Kätzchen und Vögelchen ganz friedlich nebeneinander
Blaue, rote und silberfarbene Kugeln.
Dazwischen ein Fliegenpilz. Aber der ist nicht giftig.
Und ganz wichtig: Lametta!
Die silbernen Fäden sind das I-Tüpfelchen am Baum. Sie glitzern wie Rauhreif auf den Tannenzweigen. Ich habe auf einem Flohmarkt vor vielen Jahren zwei Päckchen echtes Stanniollametta erstanden, das ich hüte wie meinen Augapfel. Nach Weihnachten wird jedes Fitzelchen eingesammelt, um es im nächsten Jahr wiederzuverwenden. Man kann solches Lametta gar nicht mehr kaufen, höchstens noch von Privatverkäufern, weil es bleihaltig und somit giftig ist. Aber wir essen es ja nicht. Und das Erstaunliche: Auch unsere Katzen rühren Baum, Schmuck und Lametta nicht an.
Bei der Krippe ist das etwas anderes. Die Figuren habe ich von meinem Vater geerbt. Er hat sie bei einem oberschwäbischen Holzschnitzer gekauft, jedes Jahr eine neue Figur, und war sehr stolz darauf. Den Stall hat mir ein Schreiner aus Radolfzell nach Maß gebaut.
Besonders schön ist die Krippe ab Dreikönig, also ab dem 6. Januar. Die Weisen aus dem Morgenland sind zu Besuch. Links kniet der älteste König, neben Joseph steht der König mittleren Alters und der junge König kommt von rechts herbei. Ihre Gewänder sind farbig und reich verziert. In den Händen tragen sie ihre Gaben: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Sie stehen auch für die drei Erdteile, die man im Mittelalter kannte, in denen Christen lebten: Asien, Afrika und Europa. Natürlich steht der schwarze König für den Kontinent Afrika, was nur folgerichtig und keineswegs rassistisch ist. Ich habe letztes Jahr einen Blogbeitrag zu dem Thema geschrieben (unter der Rubrik Kunscht „Der schwarze König Melchior“).
Die Hirten mit ihren Schafen sind natürlich auch dabei.
Besonders schön sind die Reittiere der drei Weisen: Elefant, Dromedar und Pferd.
Doch am Ende stiehlt ein Tier allen anderen die Show: Hannibal, unser Main-Coon-Kater. Die Krippe ist sein Lieblingsplatz in der Weihnachtszeit. Er ist das größte Schäfle im Stall. Wenn er sich dort hinlegt, achtet er sorgfältig darauf, dass keine Figur umfällt.
Und so lassen wir ihn gewähren. Es ist ja Weihnachten!